Wie Finanzunternehmen mit Blockchain relevant bleiben können
06.10.2020
2019 stand das Ergon Sommerfest «Bier, Bytes & Beats» unter dem Motto «Vernetzte Welt: Kollaboration für gesteigerte Wertschöpfung». An den Impulsvorträgen widmeten sich Schweizer Wirtschaftsgrössen der Frage, wie sich das Zusammenarbeiten im Zeitalter der Digitalisierung verändert. Jan Brzezek, CEO und Gründer der Crypto Finance AG, über die Chancen von Blockchain und die damit verbundenen neuen Kollaborationsmöglichkeiten.
Crypto-Märkte sind heiss, aber nicht für jedermann. Laut Jan Brzezek konnten sich vor 20 Jahren die wenigsten vorstellen, wie das Internet die Gesellschaft oder die Art, wie Firmen funktionieren, effektiv verändern wird. An genau diesem Punkt befinden wir uns nun wieder. Brzezek spezialisiert sich dabei auf Blockchain. Dort befindet sich auch künstliche Intelligenz, Robotik und mehr. «Der Boden bewegt sich massiv», sagte Brzezek. Er rät allen dazu, sich jetzt mit dem technologischen Wandel auseinander zu setzen.
Eine neue Welt voller Kollaborationsmöglichkeiten
Die Blockchain ermöglicht, dass wir Werte über das Internet transferieren können, so wie wir heute Informationen über das Internet transferieren. Daraus entstehen ganz neue Geschäftsmodelle.
Die Schweiz weist fortschrittliche Finanzunternehmen auf, die es verstanden haben, auf APIs und ihr Kernbankensystem zu setzen und diese an verschiedenen Plattformen oder Start-ups anzuschliessen. Ähnlich wie bei einem Smartphone: Man kauft das Gerät eines Herstellers, doch die Apps und Dienste, die sie nutzen, kommen meistens nicht vom Gerätehersteller selbst, sondern von anderen Unternehmen.
«Die Schweiz ist bekannt für Innovation und mutige Entscheidungen. Mit Crypto Assets und Tokenisierung ist eine mutige Entscheidung im Finanzsektor gefragt.»
Die Schweiz muss zum Blockchain-Pionier werden
Gerade der Verlust des Bankgeheimnisses hat in der Schweiz eine einmalige Gelegenheit geschaffen. Als Gedankenexperiment ruft Brzezek auf, sich eine Bank-App vorzustellen, bei der die Kunden individuell entscheiden können, welche Lösungen sie nutzen möchten und welche nicht. Da biete die Blockchain grosse Vorteile.
Die Schweiz kann sich neu positionieren und international zum wichtigen Hub avancieren. Als Pendant dazu nennt er Luxemburg – ein kleines Land, das aber europaweit als grösster und weltweit als zweitgrösster Fond-Standort gilt. Das liegt nicht an Rohstoffen oder Mitarbeitern, sondern an einer steuerlich günstigen Umgebung und progressiven neuen Gesetzen, die dem Land zu seiner jetzigen Rolle verhalfen.
Mit den richtigen Regulierungen und Unternehmen kann die Schweiz zum internationalen Hub für die Tokenisierung werden, sprich: für die digitale Repräsentanz von physischen Vermögenswerten. Aber hierfür ist eine typisch schweizerische Manier vom «early follower» fehl am Platz; es besteht rascher Handlungsbedarf. Die Schweiz ist bekannt für Innovation und mutige Entscheidungen. Hier ist genau dies gefragt.
Appell an die Privatwirtschaft
Open Banking ermöglicht viele neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen kleinen und grossen Firmen. In der Vergangenheit haben Banken ihre Software selber geschrieben. In Zukunft können sie das dynamisch implementieren und dabei immer die beste Lösung aufgreifen. Das ermöglicht eine Aufwärtsspirale an Effektivität, Effizienz und Kostensenkungen.
Brzezek ermutigt dazu, diese Chance jetzt zu ergreifen und sich gründlich damit auseinanderzusetzen, um auch in Zukunft relevant zu bleiben. Die Regulierung in Bern hat gerade im Blockchain-Bereich hervorragende Arbeit geleistet. 2014 wurde Bitcoin in einem Jahresbericht zum ersten Mal erwähnt. Seitdem hat sich viel getan, die Regierung hat sehr viel Know-how aufgebaut. Die Vernehmlassung für die Anpassung von bestehenden Gesetzen für diese neue Technologie findet statt. Doch arbeitet die Privatwirtschaft auch gleich fest daran?
Jan Brzezek über das Potenzial von Blockchain und eine Idee, die dank einer guten Partnerschaft innerhalb kürzester Zeit zum Leben erweckt wurde.