SmartOrdering: Den «Test-of-Time» mit Bravour bestanden

23.06.2024

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Als Marktführerin für Verbindungstechnologie beliefert Bossard mit intelligenten Logistiksystemen Produktionsstätten in der ganzen Welt. Seit dem Jahr 2018 nutzt das innovative Unternehmen dazu ein KI-System von Ergon: SmartOrdering automatisiert und optimiert den Beschaffungsprozess mit Machine Learning. Im Interview erklärt Marion Keller, Global Director Smart Factory Logistics bei Bossard, warum das System den «Test-of-Time» bestanden hat.

Das Geschäft von Bossard ist die Logistik von C-Teilen, das sind Kleinteile wie Schrauben, Muttern oder Dichtungen. Sie sind wichtig für die Montage von Anlagen und Geräten. Wenn sie fehlen, führt das zu blockierten Produktionslinien und teuren Expresslieferungen. Um dies zu vermeiden, hat Bossard die ARIMS-Plattform entwickelt. Diese überwacht mithilfe von SmartBins den Lagerbestand in Echtzeit und ermöglicht automatisierte Bestellungen, wenn ein bestimmter Bestellpunkt unterschritten wird. Um die zeitaufwändige Pflege der Bestellparameter zu vereinfachen, ist in Zusammenarbeit mit Ergon das KI-System SmartOrdering entstanden. Das System analysiert kontinuierlich den Verbrauch von C-Teilen und definiert mit Machine Learning automatisch optimale Bestellparameter. Wie hat sich das System seit 2018 bewährt? Marion Keller, Global Director Smart Factory Logistics bei Bossard, gibt Auskunft.

Marion Keller, im Jahr 2018 ging das Pilotprojekt für SmartOrdering bei Bossard an den Start. Wie hat es sich seit damals bewährt?

Die Pilotphase starteten wir mit 30 Kunden. Heute nutzen bereits 66 Prozent unserer Kunden SmartOrdering. Unser Ziel ist es, diesen Anteil auf 80 Prozent zu bringen. Wir lernen kontinuierlich dazu, welche Bedürfnisse der Kunden noch nicht abgedeckt sind. Die einen haben lieber grosszügige Bestände an Lager, andere wollen so wenig Material lagern wie möglich. Als kundenorientiertes Unternehmen decken wir viele Bedürfnisse ab. Da hilft das System enorm und hat sich in den vergangen fünf Jahren mehr als bewährt.

Marion Keller, Bossard

«Der Algorithmus arbeitet seit über 5 Jahren autonom. Egal, ob ein Kunde mehr oder weniger Material verbraucht: Der Algorithmus passt die Bestellparameter kontinuierlich an und trägt dazu bei, Geld und Ressourcen zu sparen.»

Marion Keller Global Director Smart Factory Logistics, Bossard

Welche Vorteile hat SmartOrdering?

SmartOrdering spart bei uns intern Ressourcen und macht uns viel flexibler. Egal, ob ein Kunde gerade mehr oder weniger Material verbraucht: Der Algorithmus reagiert auf Veränderungen und passt die Bestellparameter kontinuierlich an. Damit optimieren wir den Transport und schicken erst dann Material, wenn es tatsächlich nötig ist. Wir haben auch viel weniger Expressbestellungen, was viel Geld und Ressourcen spart. Für die Kunden wiederum bedeutet SmartOrdering ein optimiertes Inventar, was für Verbrauch, Verfügbarkeit und Inventarkosten ein Vorteil ist.

Wie autonom arbeitet der Algorithmus?

Der Algorithmus analysiert, wie viel Material ein Kunde in den letzten 365 Tagen verbraucht hat, wie seine Entnahmen ausgesehen haben, wann die nächste Lieferung ansteht und ob das Material bis dann noch ausreicht. Daraus errechnet das System die zukünftig optimale Bestellmenge und den besten Bestellzeitpunkt. Das macht es autonom. Menschliche Interaktion braucht es nur selten, zum Beispiel, wenn ein Kunde sieht, dass er in drei Wochen einen massiv höheren Bedarf haben wird. Diese Informationen hat der Algorithmus nicht.

Für Bossard ist Nachhaltigkeit wichtig. Welche Rolle spielt hier SmartOrdering?

Einen Teil habe ich gerade genannt: Wir sparen Transportwege sowie Arbeitsschritte, und vermeiden Expressbestellungen weitgehend. Wir sehen im System auch die Bestände der Kunden und können dies in unsere Supply Chain einfliessen lassen. Auf Kundenseite ist das optimierte Lager ein Nachhaltigkeits-Plus.

Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse seit der Implementierung?

Unsere grösste Erkenntnis ist, dass wir den Leuten die Angst nehmen müssen, damit sie SmartOrdering vertrauen, ohne den Algorithmus im Detail zu verstehen. Schwierig zu verstehen ist zum Beispiel, dass gewisse Stockouts durch den Algorithmus nicht verhindert werden können. Ein Beispiel hierfür ist, wenn ein Jahresbedarf auf einmal entnommen wird. Wir müssen unseren Leuten auch Mittel zur Hand geben, damit sie ihren Kunden erklären können, dass gewisse Gegebenheiten nicht abgefangen werden können, weder von Hand noch durch den Algorithmus. Darum investieren wir im Moment sehr viel in die Ausbildung unserer Teams.

Ist das System weltweit im Einsatz?

Ja, für uns ist das wichtig. Wenn wir etwas machen, muss es für alle Länder funktionieren. Wir versuchen immer, so viel Standard wie möglich zu schaffen, den wir dann auf die einzelnen Regionen und Länder mit Parametern anpassen. Verschiedene Kostenparameter je nach Land sind im Algorithmus bereits angedacht. Interessanterweise waren Anpassungen des Standards bisher aber nicht notwendig.

Wie geht die Reise weiter?

Wir probieren aktuell herauszufinden, was die letzten 34 Prozent unserer Kunden daran hindert, SmartOrdering zu nutzen. Hier starten wir laufend Initiativen, um Transparenz zu schaffen. Auf ihrem Dashboard sehen Kunden zum Beispiel, wie viel Sparpotenzial der Algorithmus für sie hätte. Und wir arbeiten daran, weitere Informationen des Algorithmus besser darzustellen. Gleichzeitig versuchen wir herauszufinden, wie und wo wir das System anpassen müssen, um weitere Kundengruppen abzuholen. Eine andere Frage ist, wie wir all die Informationen einfliessen lassen können, die der Algorithmus noch nicht hat, wir aber schon. Wenn ein Kunde uns zum Beispiel einen Forecast übermittelt, sollte das System diesen in Zukunft in die Berechnungen miteinbeziehen. Und wir möchten den Algorithmus mit weiteren Daten anreichern, damit er noch mehr Informationen hat. Es bleibt also spannend!