Die Kraft der Natur als Inspirationsquelle

Dieser Beitrag ist erschienen im Ergon Magazin SMART insights 2023. Magazin kostenlos bestellen.

Antoinette Hunziker-Ebneter ist eine lebende Legende in der Schweizer Finanzwelt. Sie hat über 30 Jahre Erfahrung in leitenden Funktionen, unter anderem bei der BEKB, Julius Bär und SIX. Die Gründerin und CEO von Forma Futura Invest gilt als Pionierin im Bereich der Nachhaltigkeit und ist eine begeisterte Förderin der Kreislaufwirtschaft. Sie lässt sich gerne von der Natur fürs Geschäftsleben inspirieren und folgt treu ihrem Karrieremotto «love it, change it or leave it».

Woher nimmst du deinen Drive?

Da müsst ihr meine Gene fragen (lacht). Ich denke, den Unternehmergeist habe ich von meinen Eltern geerbt. Schon als Kind haben sie mich darin bekräftigt, für meine eigene Meinung einzustehen und Werte wie Integrität, Disziplin, Verantwortung und vor allem Respekt vor Mensch, Tier und Umwelt zu ehren und weiterzugeben.

Nachhaltigkeit ist dir also wichtig?

Ja, sie liegt mir sehr am Herzen. Unser Planet ist ein kostbares Geschenk, und wir sollten achtsam mit den Ressourcen umgehen, damit zukünftige Generationen ebenfalls in deren Genuss kommen. Das gilt auch im Umgang mit Mitarbeiter:innen. Wie sorge ich dafür, dass sie kontinuierlich Freude an der Arbeit haben und gesund bleiben, ohne ein Burn-out zu erleiden?

Was magst du am meisten an deinem Beruf?

Komplexe Zusammenhänge zu erkennen und zusammen mit anderen Menschen, oft auch digital unterstützt, Sinnvolles zu entwickeln und umzusetzen. Zum Beispiel für dasselbe Ziel weniger Ressourcen zu verbrauchen. Zudem bin ich total begeistert von der Kreislaufwirtschaft. Deren Verflochtenheit in den Sektoren Finanz, Wirtschaft und Energie zu erkennen und zu verstehen, ist unglaublich faszinierend.

Ein Schlüsselmoment deiner Karriere?

Als 26-jährige Devisenhändlerin sagte mein damaliger Chef zu mir: «You only need to succeed in 70 per cent of your endeavours, in the remaining 30 per cent you are allowed to fail.» Dieser Satz gab mir den Mut, risikobewusst innovative Ideen vorzutragen und mit Teams von Fachleuten zu realisieren. Auch in der Zeit meiner beruflichen Selbständigkeit, als ich finanziell für meine Familie sorgte, war das mein Motto.

Mit 35 Jahren wurdest du Chefin der Schweizer Börse.

Das war eine spannende Zeit und bescherte mir viele lehrreiche Momente. Ich erkannte den Einfluss verantwortungsvoller Unternehmensführung und was mit der geballten Macht von Gemeinschaftswerken alles zu erreichen ist.

2006 hast du dann Forma Futura Invest gegründet.

Genau. Ich war überzeugt davon, dass man mit Ressourcen im Bereich Nachhaltigkeit vieles bewegen kann. Mir war verantwortungsbewusstes Investieren sehr wichtig geworden, und ich wollte dies fortan konsequent so machen. Nachhaltiges Investieren galt damals als Nische und war für viele uninteressant. Ich war anderer Meinung, und so entstand Forma Futura Invest.

Dort legst du Wert auf eine gesunde Firmenkultur?

Und wie. Als wir Forma Futura gründeten, erarbeiteten wir unsere Wertebasis in etlichen Kreativworkshops. Um ambitiöse Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu einem erfolgreichen Team zu vereinen, müssen sie gemeinsame Werte haben.

Und wie motivierst du dein Team in schwierigen Situationen?

Grundsätzlich bin ich ein sehr zielstrebiger Mensch mit viel Energie und Durchhaltewillen. Bei Problemen analysiere ich die Situation, und es gilt die Devise «love it, change it or leave it». Wenn etwas keine Zukunft hat, heisst es «Adieu Komfortzone und auf zu neuen Ufern». In meinem Leben habe ich öfters Nein gesagt und nochmals neu angefangen.

Welche Rituale begleiten dich durchs Leben?

Ich bin gerne draussen in der Natur und gehe täglich 30 Minuten spazieren. Das ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch inspirierend. Denn von der Natur und ihrem effizienten Umgang mit den Ressourcen können wir viel lernen, auch fürs Geschäftsleben. Ich wünsche mir, dass wir dieses Kreislaufdenken aufnehmen und unseren Blick auf die ganze Wertschöpfungskette ausdehnen.

Du sagtest, dass du Bäume liebst?

Ja, weil sie Ruhe vermitteln und sehr widerstandsfähig sind. Das Sprichwort «Bäume wachsen nicht in den Himmel» trifft ebenfalls auf das Investment Banking zu, wo es darum geht, Gewinne und Verluste konsequent zu realisieren. Manchmal sind Bäume auch einfach dankbare Zuhörer.

Was möchtest du Führungskräften mit auf den Weg geben?

Höre auf deine Mitarbeiter:innen, denn sie wissen, was zu tun ist. Fordere sie stets heraus mit externem Wissen und stelle sicher, dass du Ziele zeitgerecht und preiskonform erreichst. Stelle nur die Besten ein und finde heraus, wer welche Projekte beschleunigt und wer sie verlangsamt – von Letzteren trennst du dich.

Was erwartest du von externen Partnern wie Ergon?

Dass sie die Flughöhe und den Willen haben, sich in die Situationen ihrer Kundinnen und Kunden hineinzuversetzen und zu erkennen, was ihre wahren Bedürfnisse sind, und aufgrund dessen die bestmögliche Lösung erarbeiten. Im Bewusstsein, dass die Zusammenarbeit auf gegenseitigem Vertrauen beruht und sich für beide Seiten nachhaltig bewähren soll.

Wenn du neu anfangen könntest, was würdest du anders machen?

Alles macht Sinn und Spass, alles war und bleibt spannend und «Fehler machen» gehört zum Entwicklungsprozess. Ich durfte so viel Sinnvolles gemeinsam mit inspirierenden Menschen erreichen. Was will ich mehr?

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich möchte die gesetzten Ziele erreichen und dann eine erfolgreiche Übergabe meiner Aufgaben an die nächste Generation machen. Nachhaltig zu denken und entsprechend zu handeln, ist mir eben ein Grundanliegen.