Dieses Interview ist erschienen im Ergon Magazin SMART insights 2019. Magazin kostenlos bestellen ->
Das Bild, dass Softwareentwickler allein und introvertiert in einem dunklen Kellerraum ihrer Arbeit nachgehen, ist längst überholt. Kommunikation und Austausch sind essenziell – ob mit Kunden oder unter den Entwicklern. Daniel Koller über seine Ambitionen im Job und in der Community.
Was gefällt dir an deinem Job bei Ergon?
Zum einen ist es die Arbeit. Sie ist herausfordernd und nicht langweilig. Beim täglichen Lösen von Kundenproblemen bin ich immer zu Kompromissen gezwungen, um das Optimum für den Kunden herauszuholen. Schliesslich werden einem von Zeit und Geld oft Grenzen gesetzt. Für mich bedeutet das Optimum ein Ergebnis, das möglichst lang gut bleibt.
Also nachhaltig ist?
Ja, das kann man sagen. Aber nachhaltig bedeutet für jeden etwas anderes. Für mich heisst das in Bezug auf Software eine Lösung, die auch mit sich verändernden Anforderungen später noch umgehen kann. Schliesslich ändern sich ja auch die Anforderungen der Kunden immer wieder.
Man hört oft, dass es das Wichtigste ist, genau diese Anforderungen bzw. das Problem des Kunden genau zu verstehen und stetig neu zu hinterfragen. Was sind deine Erfahrungen dazu?
Ich möchte, dass sich eine Lösung für den Kunden möglichst früh rechnet. Damit sie das kann, muss ich natürlich das Problem verstanden haben. Ebenso wichtig ist aber die enge Kooperation mit dem Kunden und regelmässiges Feedback von ihm. Ich kann schon ein Jahr lang für mich im stillen Kämmerlein etwas programmieren und dann dem Kunden präsentieren. Die Gefahr, dass ich aber an den Bedürfnissen vorbeiarbeite, ist recht gross. Regelmässige gemeinsame Iterationen sind wesentlich besser.
Softwareentwicklung ist ein Knowledge Business, das heisst auch kontinuierliches Lernen: Wie passt die Lösung, was ist das Problem, was ist der nächste wichtigste Punkt für den Kunden, hat sich das Problem vielleicht verändert? Das gehört alles dazu.
Du sagtest, zum einen gefällt dir die Arbeit. Was ist das andere?
Gleich wichtig wie die Arbeit ist mir die Mitwirkung. Ich war zum Beispiel schon zweimal in Lohnarbeitsgruppen und auch bei der Ausarbeitung der Vision dabei. Für die Punkte «Dazulernen und immer besser» habe ich mich zum Beispiel eingesetzt.
Das ist dir in dem Fall wichtig?
Ja, sehr. Ich gehöre auch zu denen, die ihr jährliches Weiterbildungsbudget zu hundert Prozent ausschöpfen. Da man dieses in Zeit oder Geld investieren kann, mache ich es meist so, dass ich die Zeit auf meine Kappe nehme, etwa zwei Wochen im Jahr, und so mit dem Geld mehr anfangen kann.
Was machst du denn konkret?
Ich gehe an Konferenzen, vielleicht auch mal an einen Workshop und ein paar eintägige Events. Ich versuche, einmal im Monat an ein Community-Event zu gehen. Wo ich regelmässig teilnehme, sind zum Beispiel SoCraTes-Events.
Was ist das?
SoCraTes steht für Software Crafting & Testing. In der Schweiz ist das eine Community, die zwei Anlässe im Jahr durchführt mit etwa 50 bis 80 Teilnehmern. In ganz Europa gibt’s etwa 12 dieser Anlässe.
Was macht ein SoCraTes-Event zu etwas Besonderem?
Es ist ein Community-Event, an dem die Teilnehmer das Programm machen. Und die Teilnehmer sind alles engagierte Leute. Man geht am Morgen hin, dann kann jeder sagen, worüber er reden will, und anschliessend strukturiert man gemeinsam den Tag. Thematisch gibt es alles, vom technischen Problem bis zu methodischen oder kommunikativen Themen. Die Teilnehmer halten dann zum Beispiel Vorträge, man stellt viele Fragen, der Austausch ist generell sehr hoch und alle haben zum Ziel, in dem, was sie beruflich tun, dazuzulernen und besser zu werden.
Dieses Interview ist Teil der Serie «Unternehmer:innen im Unternehmen» im SMART insights 2019. Eine Übersicht mit allen Interviews finden Sie hier.