«Die Wirtschaft ist am Thema Augmented Reality zunehmend interessiert»

12.04.2018

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Interview für den Fachbeitrag in der Netzwoche vom 12. April 2018

Augmented Reality hat in den letzten Jahren für Unternehmen an Relevanz gewonnen. Die Hochschule für Technik in Rapperswil (HSR) hat das Thema bereits in den Lehrplan aufgenommen. Über die Schwierigkeiten, die sich dabei ergeben, berichtet Markus Stolze, Professor für Informatik an der HSR.

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Integration des Themas Augmented Reality in Ihr Lehrangebot?

Die grösste Herausforderung für die HSR in diesem Zusammenhang ist, unserem Anspruch nach einer fundierten, praxisorientierten Ausbildung auf dem aktuellen Stand der Technik gerecht zu werden. Der schnelle Wechsel von Technologien ist zwar in der Informatik allgemein gegeben, aber im Bereich AR ist dies nochmals akzentuierter. Geräte wie die Microsoft Hololens mit assoziierten Software Development Kits (SDKs) und Cloud-Services sowie die AR-orientierten Frameworks und SDKs von Apple (ARKit), Google (ARCore) und Drittanbietern wie Vuforia und Plattformen wie Unity3D entwickeln sich zusammen mit dem gesamten Ökosystem mit grosser Geschwindigkeit. Das Ziel der HSR ist es deshalb, externe Dozierende mit fundiertem technischem Know-how, Freude an der Vermittlung von Wissen und aktueller Praxiserfahrung in unsere Ausbildung einzubinden. So unterstützt uns zum Beispiel Robert Adelmann, Head of Mixed Reality & User Experience bei der Ergon Informatik, im Unterricht des VR-/AR-Kurses im MAS HCID.

Wo sehen Sie die grössten Schwierigkeiten bei AR-Technologien aktuell?

Die grosse Herausforderung bei AR-Technologien ist, ausser der schnellen Entwicklung, dass es für Personen ohne grosses technisches Wissen schwierig zu bewerten ist, ob ein AR-Feature einer Anwendung leicht, schwierig oder unmöglich umsetzbar ist. Gleichzeitig gibt es wenige Personen, die ausser dem notwendigen technischen Verständnis auch ein Interesse daran haben, sich in der notwendigen Tiefe in die wirtschaftlichen, Usability- und User-Experience-Aspekte einer Anwendung hineinzudenken.

Wie hat sich die Nachfrage aus der Wirtschaft nach AR-Technologien entwickelt?

Wir sehen ein zunehmendes Interesse der Wirtschaft. Das liegt vor allem daran, dass sich die Machbarkeit und die User-Experience von AR-/VR-Anwendungen meist erst mit der Erstellung konkreter Prototypen testen lassen. Solche Prototypen lassen sich zum Teil im Rahmen von studentischen Arbeiten in Zusammenarbeit mit den HSR-Instituten durchführen. Häufig müssen zuerst intensive Vorabklärungen stattfinden, damit die technische Machbarkeit in den vielversprechendsten Bereichen geprüft werden kann. So wurde etwa 2017 in Zusammenarbeit mit dem Microsoft Innovation Center der HSR eine studentische Arbeit mit einen Schweizer Grossverteiler durchgeführt. Ziel war es, abzuklären, wie und ob Filialleiter bei der Gestaltung und Verwaltung ihrer Einkaufsfiliale mittels Mixed Reality unterstützt werden können.

Welchen Reifegrat haben die AR-Technologien Ihrer Einschätzung nach erreicht?

2018 und 2019 werden sicher noch Jahre sein, in denen viel experimentiert wird und sich die Technologiebasis und Gerätelandschaft noch stark verändern wird. Trotzdem sehen wir schon heute Anwendungen, wie etwa die App von Ikea, die mehr als nur Spielcharakter haben. Der echte Durchbruch von AR im Consumer-Bereich wird dann erreicht sein, wenn die Basis von AR-fähigen Geräten breit genug ist und AR von Konsumenten als ein Feature von Apps erwartet wird, wie heute beispielsweise Kameras und Bildbearbeitungsfunktionen in Smartphones. Bis dahin werden noch ein paar Jahre vergehen. Im Bereich der dedizierten Anwendungen, beispielsweise für Servicetechniker oder für Wartungsaufgaben, wird diese Entwicklung viel schneller greifen.

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