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Patrick Kaltenrieder leitet bei der KPT Krankenkasse die Abteilung Digitalisierung, ist für den IT-Betrieb verantwortlich und doziert nebenbei Onlinemarketing-Strategien an der Uni Bern. Woher nimmt er nur seine Energie? Ganz einfach: Er brennt für das, was er tut, und sieht (s)eine sinnvolle Arbeit als Schlüssel zur Work-Life-Balance. Er schätzt sich glücklich, eine verständnisvolle und zukunftsorientierte Arbeitgeberin zu haben.
Herr Kaltenrieder, was ist Ihr Aufgabenbereich?
Ich bin verantwortlich für die Digitalisierung der KPT in puncto Strategie sowie Umsetzung. Das reicht vom internen Lead aller Digitalisierungsthemen über die strategische Beratung des Managements bis hin zu Auftritten in externen Gremien. Eigentlich ist das aber nur ein Fancy Side Hustle (lacht), da mein Hauptjob die Leitung des IT-Betriebes ist.
Wie gross ist Ihr Team?
Es sind 25 Arbeitskolleg:innen in meiner Abteilung. Für die Digitalisierung gibt es keine Abteilung per se, sondern ein dediziertes Team, das ich leite. In diesem Team befinden sich Menschen aus unterschiedlichen Firmenbereichen. So schaffen wir es, alle Blickwinkel einzubeziehen.
Und was ist die Ambition dieses Teams?
Wir treiben die Digitalisierung der KPT voran und nutzen sie, um unsere Strategien fortschrittlich umzusetzen. Auch sind wir ein Trendbarometer, das die neusten Innovationen recherchiert, analysiert und bei Bedarf implementiert.
Die grösste Herausforderung bei der Digitalisierung?
Dass jede:r sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Für die einen ist es Risiko, für die anderen eine Chance. Es braucht eine äusserst offene, lernbereite Unternehmenskultur, um auf all die Meinungen einzugehen und sie geschickt zu vereinen.
«Dozieren ist eine Win-win-Situation am Puls der Zeit – du investierst viel Energie, im Gegenzug erhältst du wertvolle Inputs von den Student:innen.»
Was haben Sie eigentlich studiert?
Ich habe Wirtschaftsinformatik an der Uni Bern studiert und wurde dann Consultant für digitale Transformation in einer Onlineagentur. Nebenbei war und bin ich stets Dozent, auch an der Uni Bern, wo ich heute im CAS Online Marketing und Social Media das Modul Onlinemarketing-Strategien leite.
Das Dozieren liegt Ihnen wohl am Herzen?
Oh ja. Für mich ist es eine Win-win-Situation am Puls der Zeit – als Dozent investierst du viel Zeit und Energie in ein Fachgebiet. Im Gegenzug erhältst du wertvolle Inputs für den Berufsalltag von den Student:innen. Wer im stillen Kämmerlein brütet, kriegt das nicht mit.
Was fasziniert Sie so sehr an der Digitalisierung?
Die schier endlosen Möglichkeiten, Innovationen und Trends fast in Echtzeit mitzuverfolgen und diese auf die Bedürfnisse eines Unternehmens anzupassen und umzusetzen. In solch einem hohen Tempo war das bisher noch in keiner Epoche der Menschheit möglich.
Ihre bisher grösste Herausforderung?
Vor 10 Jahren arbeitete ich noch bei einer Schweizer Grossbank und dort erboten sich mir zig lukrative Karrierechancen. Mich reizte aber die Herausforderung, den vorgezeichneten Weg zu verlassen und mein Doktorat in Angriff zu nehmen. Eine Entscheidung, die ich bis heute keine Sekunde bereut habe.
Was gab den Ausschlag für den Karrierewechsel?
Ich spürte das Verlangen, vertieft in eine Materie einzutauchen und in ihr aufzugehen. Meine innere Flamme brannte so stark für die Digitalisierung, dass ich wusste: Wenn du sie löschst, belügst du dich selbst. Denn ich bin am besten, wenn ich für etwas brenne.
Welche Qualitäten braucht man als Führungsperson?
Erstens: Vertrauen haben in sich selbst und die Mitarbeiter:innen. Zweitens: Offenheit und Flexibilität mitbringen, um Chancen wahrzunehmen und proaktiv umzusetzen. Und drittens: die Balance zwischen Eigeneinschätzung und Fremdperspektive bewahren.
Und wie kreiert man solch eine Vertrauensbasis mit externen Partnern?
Sicher nicht in nur einem einzigen Workshop (schmunzelt). Als Hauptfaktoren sehe ich das Erarbeiten und Verfolgen gemeinsamer Ziele sowie das Verbringen von viel Zeit miteinander. So wie wir es bei Airlock erfolgreich handhaben.
Sie arbeiten und dozieren. Bleibt da noch Zeit fürs Privatleben?
Wissen Sie, wenn der Inhalt Ihres Berufslebens Sie erfüllt, dann führt das unweigerlich zur notwendigen Balance im Privatleben – unabhängig von der Stundenverteilung.
Work-Life-Balance ist also Ansichtssache?
Ja, genau. Meiner Meinung nach geht es bei der Work-Life-Balance darum, nicht die Stunden auf die Waage zu legen, sondern deren Inhalte. Dann spielt es auch keine Rolle, ob man mal mehr oder weniger arbeitet, da es sich dadurch von selbst ausbalanciert.
Wenn Sie noch mal neu anfangen könnten, was würden Sie anders machen?
Nichts. Wenn man seiner Leidenschaft folgt, dann öffnen sich viele Türen von allein. Man realisiert, dass es keine falschen Türen gibt, sondern nur lehrreiche Umwege. Wichtig ist nur die konstante Vorwärtsbewegung mit der Leidenschaft als Schlüssel.
Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich werde weiterhin brennen für das, was ich tue, und bin überzeugt davon, dass dies fortlaufend spannende Türen öffnen wird. Für mich, die KPT und deren Digitalisierung. Ich bin meiner Arbeitgeberin dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gibt, Trends zu erkennen, zu evaluieren und diese letztlich umzusetzen. Für mich gibt es nichts Schöneres.