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Mit cosmofunding.com hat die Bank Vontobel die erste Schweizer Onlineplattform für den Geld- und Kapitalmarkt ins Leben gerufen, auf der man Privatplatzierungen, öffentliche Anleihen und Darlehen mit wenigen Mausklicks vornehmen kann. Damit trifft das renommierte Schweizer Investmenthaus den digitalen Nerv der Zeit, denn nie war es einfacher, attraktive Emittenten mit potenziellen Investoren so benutzer:innenfreundlich zusammenzubringen. Stefan Pomberger, Head cosmofunding, über die Kunst, Komplexes zu vereinfachen.
Auf der Website von Vontobel steht: «Wir gestalten die Zukunft aus eigener Hand. Erreichtes stellen wir immer wieder infrage, denn wir verfolgen den Anspruch, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen.» Und so wird es auch gelebt. Es ist der Boden, der den Fortschritt nährt und auf dem Wettbewerbsvorteil gedeiht, und dieser ist im – digital eher innovationsträgen – Schweizer Banking heute wichtiger denn je. Vontobel sieht sich als modernes Finanzunternehmen, das die Sparten Banking und Technologie innerhalb des gesetzlich regulierten Rahmens elegant und kund:innenorientiert vereint. Mit der Plattform wurde dafür ein dynamisches Exempel statuiert.
Win-win für alle Beteiligten
2018 lancierte Vontobel mit cosmofunding.com eine Plattform, auf der Anleihen, Privatplatzierungen und Darlehen digital, einfach und standardisiert erstellt werden können. Das war früher nur über Banken oder andere klassische Finanzierungskanäle möglich. Investoren profitieren so vom Zugang zu Märkten, die bislang kaum verfügbar waren. Und: Die komplexe Prozesskette wird durch Digitalisierung vereinfacht und zugleich transparent gemacht. Ein Gewinn für beide Seiten.
Stefan Pomberger erklärt: «Nehmen wir als Beispiel eine Gemeinde, die ein neues Schulhaus finanzieren möchte. Die Gemeinde geht zu ihrer Hausbank, doch vielleicht gäbe es anderswo ein besseres Angebot? Mit cosmofunding schaffen wir Zugang zu neuen Zielgruppen, mit Vontobel als Arrangeur. Um die Qualität der Transaktion unabhängig beurteilen zu lassen, involvieren wir zudem eine Ratingagentur.»
Und was bedeutet dies zeitlich? Das initiale Onboarding dauert normalerweise wenige Tage. Danach stellt der Emittent sein Projekt auf die Website, wo es Investoren in Form einer Auktion eine bestimmte Zeit lang präsentiert wird. Diese Zeitspanne, z.B. eine Woche, bestimmt der Emittent. Vom Auktionsende bis zur Auszahlung verstreichen standardmässig fünf Tage, wobei dies auch konfigurierbar ist. Der gesamte Prozess dauert also je nach massgeschneiderter Konfiguration des Kunden wenige Tage bis zu eben jenem Zeitpunkt, an dem der Kunde die Auszahlung benötigt.
Apropos Zeit: «Zusammen mit Ergon haben wir in kürzester Zeit ein Minimum Viable Product (MVP) entwickelt, das die Grundlage für die acht Monate später live gegangene Plattform bildete. Diese Geschwindigkeit, gepaart mit der hohen fachlichen Kompetenz, hat mich stark beeindruckt», so Stefan Pomberger.
«Wir wollen den ganzen Prozess noch schlanker und schneller machen. Und damit neue Assetklassen und Märkte erschliessen.»
Unternehmensfinanzierung als Gamechanger
In ihrer Essenz ist cosmofunding.com eine clevere, zukunftsorientierte B2B-Lösung, die nicht mit Crowdfunding vergleichbar ist. Die Kapitalgeber sind institutionelle Investoren aus der Schweiz – Banken, Pensionskassen, Asset-Management-Firmen, Versicherungsunternehmen, Stiftungen und weitere Unternehmen, die überschüssige Liquidität anlegen möchten. Gerade im heutigen Marktumfeld von Niedrig- und Negativzinsen suchen diese vermehrt nach neuen Anlagemöglichkeiten, und einer der Hauptvorteile bei cosmofunding.com ist, dass sie ihre Investitionsmöglichkeiten vertraglich standardisiert aufbereitet und mit einem Rating versehen zur Auswahl bekommen. Dieser qualitativ hochwertige Prozess ist ein immenser Vorteil.
Auf der anderen Seite fokussierte man sich zu Beginn auf unbesicherte Kreditaufnahmen der öffentlichen Hand wie Städte, Gemeinden und Kantone. Das sind Kreditnehmer von hoher Qualität, die ein ideales Übungsfeld für solch eine neuartige Finanzdienstleistung bieten. Später kam der sogenannte Semi-public-Bereich dazu – Unternehmen, die der öffentlichen Hand zugehören wie Transportfirmen, Spitäler oder Abwasseranlagen.
Schliesslich folgten Unternehmensfinanzierungen, was ein Gamechanger war. Wir reden hier beispielsweise von klassischen, besicherten Finanzierungen, bei denen das Grundpfandrecht mit Schuldbriefen angewendet wird. «Dabei haben wir einen Prozess entwickelt, um die klassische Bankhypothek als Wertpapier zu verbriefen und somit für den Kapitalmarkt zugänglich zu machen. Eine Win-win-Situation für alle. Seit dem Start im Herbst 2018 bis 2020 fanden über cosmofunding.com Transaktionen im Wert von rund sechs Milliarden Franken statt. Tendenz steigend», ergänzt Stefan Pomberger stolz.
Qualität nachhaltig skalieren
Bei Vontobel interessiert man sich natürlich für Geschäftsmodelle, die skalierbar sind und somit für die Kunden Anlagemöglichkeiten, Effizienz- und Kostenvorteile bringen. Cosmofunding reflektiert das eindrücklich. Es ist eine Standardisierungskette auf hohem Niveau, bei der Emittenten wie Investoren sich auf konkrete Rahmenbedingungen einlassen. Diese Zuverlässigkeit wird unterstrichen durch extrem hohe Security-Standards, die dank Airlock bei dieser innovativen Lösung integriert sind. Eine perfekte Voraussetzung, um das hohe Qualitätsbewusstsein der Bank Vontobel kund:innenorientiert und nachhaltig im grösseren Rahmen umzusetzen.
Und wie sieht die Zukunft von cosmofunding.com aus? Die Plattform soll zum führenden Ecosystem für Finanzierungen werden und die Interaktionen zwischen allen Interessengruppen auch qualitativ fördern. Dazu gehört die Entwicklung neuer Assetklassen auf cosmofunding. Durch die Begebung einer ersten, digitalen öffentlichen und an der Schweizer Börse gelisteten Anleihe via cosmofunding, wurde im Winter 2020 ein weiterer Grundstein für organisches Wachstum im Bereich der Unternehmensfinanzierung gelegt. Zudem soll die Expansion ins Ausland vorangetrieben werden. Stefan Pomberger blickt dabei auf die DACH-Region. «Dank der guten Zusammenarbeit mit Ergon sind wir zuversichtlich, dies zu erreichen. Bisher waren wir stets hochwertig und termingerecht unterwegs und ich denke, das sieht man der Plattform an, denn das Benutzer:innenerlebnis ist beispiellos. Das macht Appetit auf mehr.»
Meine Homeoffice-Learnings
Kommunikation zählt
Während der Pandemie haben wir gelernt: Je mehr man kommuniziert, umso weniger Missverständnisse entstehen. Besonders im Homeoffice; ich hoffe, dass wir diese Attitüde beibehalten.
Zeit neu schätzen
Auch wenn wir nicht weniger Arbeit hatten – im Gegenteil – hat man ein neues Bewusstsein für Zeit erlangt. Und gemerkt, dass gewisse Dinge einfach Zeit brauchen.
Performance trumpft
Je länger das Element des persönlichen Kontakts wegfällt, umso zentraler wird die Performance, um das Vertrauen aufrechtzuerhalten. Vor allem bei relativ frischen Kund:innenbeziehungen.