Open Banking in der Schweiz

08.10.2019

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Fachbeitrag für die Netzwoche vom 02.10.2019

Mit PSD2, der Payment Services Directive, hat der Gesetzgeber in der EU die Öffnung der Kundenschnittstelle erzwungen: Banken müssen neu ihre Dienstleistungen Dritten wie Fintech-Firmen zur Verfügung stellen. Doch wie geht die Schweizer Finanzindustrie, die dahingehend keinen Zwang kennt, mit dieser Situation um?

Unter Open Banking wird der freie Zugang zu Bankdienstleistungen über eine Schnittstelle (API) verstanden. Externe Diensterbringer, sogenannte Third Party Provider (TPP), erbringen im Auftrag ihrer Kunden via diesen Schnittstellen Finanzdienstleistungen. Ab dem dritten Quartal 2019 müssen Finanzinstitute in der EU ihre APIs Dritten zur Verfügung stellen. Das hat in mehreren Ländern der EU dazu geführt, dass sich Standardisierungsgruppen aus der Software- und Bankenindustrie wie die Berlin Group in Deutschland oder die Open Banking Limited in England gebildet haben. Diese verfolgen das Ziel, dass möglichst viele Bankinstitute die Vorgaben des Regulators auf die gleiche Art und Weise erfüllen, um die Idee eines offenen standardisierten Zugangs für Dritte zu ermöglichen.

Die Schweiz hinkt im Vergleich zum Ausland hinterher, da es im Gegensatz zur EU kein Gesetz gibt, das einen solchen, offenen Zugang zwingend fordert. Die Adaption geschieht auf freiwilliger Basis der Banken. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass das Exponieren von Schnittstellen für Dritte ein internationaler Trend ist, der weit über den Finanzsektor und die Landesgrenzen hinausgeht. In einem guten Fall entsteht durch das Auftrennen der Wertschöpfungskette ein Ökosystem, bei dem verschiedene Partner jeweils ihre Stärken einbringen können. Durch die Konzentration auf die eigene Stärke gibt es einen Trend hin zu Lösungen, die spezifische Anwendungsfälle deutlich besser, das heisst benutzerfreundlicher, effizienter und schneller abbilden als die bisher bekannten Ansätze. Diverse internationale Best Practices im Finanzsektor und in anderen Bereichen bekräftigen dies.

Diesem Handlungsbedarf hat sich das «OpenBankingProject.ch», ein Zusammenschluss von mehreren Partnern aus der Banken-, Software- und IT-Dienstleistungsindustrie, angenommen. Ihr Ziel ist es, die Grundlagen für Open Banking als wichtigen Baustein von erfolgreichen, offenen Ökosystemen in der Schweiz aktiv zu gestalten. Es umfasst folgende Themenbereiche:

  • Der Aufbau einer interaktiven Wissensplattform rund um das Thema Open Banking, auf der das Wissen zwischen den verschiedenen Parteien ausgetauscht wird und dadurch neue Geschäftsmodelle entstehen können.
  • Die Auswahl und bei Bedarf die Operationalisierung von bestehenden API-Standards für die Schweiz, wie beispielsweise «NextGenPSD2» der Berlin Group. Um das Rad nicht neu zu erfinden, greift man dabei auf bereits bestehende Adaptierungen des Standards für andere Länder in der EU zurück und berücksichtigt Schweizer Eigenheiten wie die ESR-Zahlung.
  • Die Zurverfügungstellung einer offenen und zugleich sicheren Plattform, die es TPPs aus der Schweiz und dem Ausland ermöglicht, ihre Lösungen mit der CH-Lokalisierung der APIs in einem produktionsnahen Szenario, einer sogenannten Sandbox, zu testen.

Das «OpenBankingProject.ch» unterscheidet sich von anderen API-Initiativen in der Schweiz vor allem in zwei Punkten:

  1. Die Offenheit – alle dürfen mitmachen und sind herzlich willkommen.
  2. Der klare Fokus, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern auf bestehendem Wissen und bestehenden Standards aufzubauen und diese für die Schweiz nutzbar zu machen.

Die Gründungspartner des «OpenBankingProject.ch» sind überzeugt, dass sie mit ihrem Ansatz noch dieses Jahr den Grundstein für eine erfolgreiche Open-Banking-Bewegung in der Schweiz legen können.