Digitalisierung im Dienste des Menschen

30.12.2019 – Ars Biographica, Bernhard Ruetz

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Im Buch «Innovativ. Nachhaltig. Erfolgreich.» werden die Geschichten von zehn Schweizer Unternehmen erzählt. Neben Firmen wie Mobiliar, Sika, Büchi, Belimo und Felchlin wird auch Ergon porträtiert. Lesen Sie hier den Beitrag.

 

Ergon treibt mit ihren Softwarelösungen die Digitalisierung der Schweizer Wirtschaft voran und unterstützt dank einer nachhaltig orientierten Strategie ihre Partner verantwortungsvoll im Wandel.

Ob Operationsroboter, selbstfahrende Autos, Kryptowährungen oder 3-D-Drucker: Die Digitalisierung wirkt sich auf fast alle Lebensbereiche aus. Die digitale Durchdringung der Welt bietet grosse Chancen, aber birgt auch Risiken. Das Software-Unternehmen Ergon ist Teil dieser fundamentalen Transformation und treibt sie aktiv voran. Doch für die Mitarbeitenden ist die Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern soll stets im Dienste des Menschen stehen und ihn befähigen, sich weiterzuentwickeln. Dieses unternehmerische Credo widerspiegelt sich auch im Firmennamen. Ergon stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet ein abgeschlossenes Werk. Bei Aristoteles findet sich unter dem Begriff «Ergon» eine philosophische Vertiefung mit folgender Aussage: Nur durch gute Handlungen vermöge der Mensch zur Glückseligkeit als höchstem Lebensziel zu gelangen.

Wer kommt, der bleibt

Die relativ junge Schweizer Software-Branche ist in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen. Mit einem Alter von 35 Jahren gehört Ergon zu den erfahrenen Akteuren im Markt. 1984, als Apple den ersten Macintosh-Personalcomputer lanciert hatte, gründeten Theodor Graf, heutiger Verwaltungsratspräsident, und Christian Juon die «Ergon Informatik AG». Dem Kunden mit einer nachhaltigen Lösung zu dienen, diese Geisteshaltung prägt die Firmenkultur bis heute. Seit 2016 leitet Gabriela Keller die Geschicke des Unternehmens mit Sitz in Zürich. Die ETH-Informatikerin stiess 1994 als 15. Angestellte hinzu. Zunächst arbeitete sie als Softwareentwicklerin und Projektleiterin, dann war sie Marketing- und Personalchefin. Ihre Biografie sagt bereits einiges über Ergon aus: Wer in die Firma eintritt, bleibt ihr häufig treu – die Fluktuation ist tief. Führungspositionen werden nach Möglichkeit organisch besetzt mit Personen, die das Kerngeschäft von Grund auf verstehen.

In den vergangenen 35 Jahren hat Ergon ein kontinuierliches Wachstum erlebt. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile mehr als 300 Mitarbeitende und weist einen Umsatz von über 50 Millionen Franken aus. Es nutzt Trends der Digitalisierung, um daraus einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen, von der Idee bis zum Markterfolg. So hat Ergon 1997 das erste Onlinebanking der Schweiz programmiert. Ein Jahr später wurde Ergon das erste autorisierte Java-Center Europas. Diese Technologie hat damals erlaubt, plattformunabhängige Software zu kreieren. Ausserdem hat Ergon die Sicherheitssoftware Airlock entwickelt. Das Software-Unternehmen vereint Technologie-, Security- und Businesskompetenzen unter einem Dach und schafft damit massgeschneiderte Lösungen für komplexe Anforderungen.

Experimente sind erlaubt

Für das Geschäftsmodell von Ergon ist es entscheidend, technologische Veränderungen frühzeitig zu erkennen, daraus Potenzial für Anwendungen abzuleiten und diese in Innovationen umzumünzen. Das geschieht auf verschiedene Weise. «Wir wollen möglichst viele Füsse auf der Strasse haben», erläutert Gabriela Keller. Das Scouten von Trends ist eine verteilte Aufgabe. «Wir verzichten bewusst auf bindende Technologievorgaben.» Die Teams entscheiden selbst, wie sie ihre Projekte im Rahmen der Möglichkeiten kostenbewusst, benutzerfreundlich und sicher umsetzen können: «Dies erlaubt wohlkalkulierte Experimente, vergrössert den Erfahrungsschatz der Beteiligten und spornt die Teams gegenseitig an», kommentiert Gabriela Keller. Dieser freundschaftlich-ambitionierte Umgang miteinander zeichnet Ergon aus, das gute Betriebsklima ist einer der Gründe, warum die Mitarbeitenden gerne für das Unternehmen arbeiten. Eine weitere Stärke ist das gelungene Wissensmanagement: Die Angestellten teilen neue Erkenntnisse, zum Beispiel innerhalb sogenannter Communities of Practise. Dies sind praxisbezogene und teamübergreifende Gruppen von Experten, die ähnliche Herausforderungen haben und voneinander lernen. Sie stellen den anderen ihre Erkenntnisse als Vorlagen oder Analysen zur Verfügung. Bei der Konzeption der Lösungen werden die Teams zusätzlich von einer internen Expertengruppe beraten.

Freiräume bieten

Darüber hinaus pflegt Ergon ein Portfolio strategischer Initiativen und stellt dafür Ressourcen zur Verfügung. Im Rahmen der Initiativen experimentieren Projektgruppen mit neuen Technologien und überlegen, wie sich diese für den Kunden anwenden lassen. Massgeblich ist dabei, dass man rasch reagieren könne, betont Gabriela Keller: «Es kann sein, dass sich ein Thema schnell entwickelt. Oder es 37 ist bereits länger bekannt, doch erst ab einem bestimmten Reifegrad zeigen sich konkrete Anwendungsfälle.» Dann sei es wichtig, «über qualifizierte und motivierte Mitarbeitende zu verfügen, die sich an neue Themen wagen und schnell das entsprechende Wissen erwerben können». Um solche Expertise zu fördern, erhält jeder Mitarbeitende ein Budget für die persönliche Weiterbildung, für dessen Einsatz er verantwortlich ist. Das Management bietet den Mitarbeitenden zudem Freiräume für Experimente und unterstützt sie im eigenverantwortlichen Arbeiten. Kreative Lösungsansätze werden beispielswiese mittels Hackathons entwickelt. Dies sind zweitägige Veranstaltungen, in denen die Teilnehmer gemeinsam Softwarelösungen für bestimmte Problemstellungen suchen.

Innovationen müssen Nutzen schaffen

«Oft entstehen Innovationen bei Ergon in einer Mischung aus Projektarbeit und gezielter Forschung und Förderung», erläutert Gabriela Keller. Die Projekte sind die Keimzellen für Innovationen. Denn in der realen Welt und der Zusammenarbeit mit den Kunden zeigt sich schnell, was funktioniert und was nicht. «Unser Verständnis von Innovation ist, mit Technologien Kundennutzen zu schaffen und sie damit nachhaltig erfolgreich zu machen.» Manchmal sind es unspektakuläre, aber sehr effektive Verbesserungen in laufenden Projekten. Gleichzeitig gibt es bewusste und steuernde Entscheide für  Innovationsthemen. Dann werden Zeit und Mittel zur Verfügung gestellt, um ausserhalb der Projektarbeit Konzepte zu entwickeln. Schliesslich lässt sich Ergon vom globalen Markt inspirieren, von Analysten und von Kunden oder Partnern, die bei einem bestimmten Thema führend sind. Darüber hinaus sind es die Mitarbeitenden selbst, die Innovationen anstossen. So hat ein Ergon-Ingenieur die Themen Benutzerfreundlichkeit (User Experience) und Erweiterte Realität (Augmented Reality) vorangetrieben, weil er von deren Zukunft überzeugt ist. Daraus haben sich nun dedizierte Teams gebildet, die Projekte in diesen Bereichen bearbeiten. Die Mitarbeitenden sind auch neben der Arbeit sehr engagiert und informieren sich an Konferenzen oder in Spezialistennetzwerken, um am Puls der Zeit zu bleiben.

Dezentral und transparent

Die Unternehmenskultur ist bei Ergon nicht nur bei der Entwicklung von Innovationen, sondern auch bei der Umsetzung wegleitend. Denn langfristige Beziehungen mit allen Geschäftspartnern sind in der dynamischen IT-Branche ein Erfolgsgarant: «Wir wollen unseren Kunden ein Wunschpartner sein, mit dem man auf Augenhöhe kommuniziert und der sie zum Erfolg führt», erläutert Gabriela Keller. Die meisten Kunden stammen aus der Deutschschweiz. Durch die räumliche Nähe sei eine persönliche und längerfristige Zusammenarbeit einfacher umsetzbar. Ebenso wichtig sei es, dass das Know-how von Ergon an einem Firmenstandort konzentriert und damit ein direkter Austausch unter den Mitarbeitenden möglich sei.

Nachhaltig ausgerichtet ist auch die Personalführung. Die Angestellten haben einen grossen Entscheidungsspielraum: In den zwei  Dienstleistungsabteilungen mit eigenem Marktfokus bestehen selbstorganisierte Teams mit eigenem Projektund Kundenportfolio. Auch in der international ausgerichteten Produktabteilung mit dem Airlock® Secure Access Hub herrschen flache Hierarchien, die Teams fungieren mit hoher Eigenverantwortung. Sie entscheiden selbst, wie sie ihre Arbeit organisieren. Darüber hinaus besitzt Ergon eine einzigartige Unternehmensstruktur: Die Firma ist im Besitz der Mitarbeitenden und lebt eine bemerkenswerte Kultur der Transparenz – alle Geschäftszahlen sind öffentlich, aber auch das Salär- und Bonussystem und die individuellen Vergütungen. 2018 hat das Software-Unternehmen erneut den ersten Rang beim Swiss Arbeitgeber Award gewonnen, eine Auszeichnung auf Basis der Mitarbeiterrückmeldungen.

Verantwortung in der digitalen Revolution

Nachhaltigkeit bedeutet im Bereich von Software auch, dass die Lösungen dem Kunden einen dauerhaften Nutzen bringen. Deshalb entwickelt Ergon «offene Systeme, die gut strukturiert sind, die iterativ und agil über Jahre weiterentwickelt werden können», so Gabriela Keller. Zuweilen sind die Ergon-Lösungen über 20 Jahre in Betrieb. «Dank unserer stabilen Teams und der tiefen Fluktuation halten wir das Wissen über die Applikationen und die Bedürfnisse unserer Kunden über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte», fügt sie an. Die Softwarelösungen müssen deshalb erweiterbar sein und sich an veränderte Anforderungen adaptieren lassen. Schliesslich ändern sich die Bedürfnisse der Kunden immer wieder. Gleichzeitig übernimmt Ergon Verantwortung, ihre Kunden in der digitalen Evolution zu unterstützen und zu begleiten: «Wir helfen ihnen, nachhaltige Entscheide zu fällen und darauf basierend entwickeln wir nachhaltige Systeme.» In vielen Bereichen, so Gabriela Keller, verfügt Ergon über jahrelange Erfahrung und kann die Kunden entsprechend beraten: «Wir hinterfragen, wenn wir auf etwas stossen, was wenig Sinn macht, und versuchen gemeinsam mit unseren Kunden, Erkenntnisse laufend einzubringen.»

Den Wandel bewältigen

Für ein IT-Unternehmen ist es unvermeidbar, dass neue technologische Lösungen Geschäfts- und Produktionsabläufe beim Kunden verbessern und dadurch gewisse Arbeiten wegfallen. «Wir erleben unsere Kunden so, dass sie aus der Weiterentwicklung einen Nutzen ziehen und die Mittel in andere Bereiche stecken, wo neue Arbeitsprofile geschaffen werden. Viele Unternehmen reagieren auf den technologischen Wandel verantwortungsbewusst», urteilt Gabriela Keller. Der Druck, sich permanent zu verändern, betrifft auch Ergon selbst. Beim Unternehmen ist die Weiterentwicklung der Organisation Teil der Strategie, die Veränderungsbereitschaft ist einer der Erfolgsfaktoren.

So verfolge Ergon eine indirekte Wachstumsstrategie, berichtet Gabriela Keller: «Wir schaffen Geschäftsbereiche und lassen auch zu, dass sie wieder schrumpfen. Entsprechend verändern sich die Teams und Abteilungen. Das  macht uns flexibel und resilient.» Dank guter Qualifikation ergeben sich für die Mitarbeitenden immer wieder Perspektiven innerhalb des Unternehmens.  Wichtig bei Veränderungen sei eine klare Kommunikation, kommentiert Gabriela Keller: «Wir informieren transparent, begründen notwendige Entscheidungen und zeigen sie nachvollziehbar auf. Denn es ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden Veränderungen mittragen.»