Mehr Schweizer Cloud für die Schweizer Industrie

Zürich, 30.01.2015 – Gert Brettlecker

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Fachartikel für Netzwoche vom Januar 2015

Viele kleinere und mittlere Schweizer Unternehmen sind in spezialisierten Spitzentechnologien international erfolgreich, oft sogar Weltmarktführer. Nur mit hoher Innovationsfähigkeit können sie ihre Marktstellung auch in Zukunft behaupten – denn die Konkurrenz in Asien schläft nicht und kopiert schon heute viele Produkte.

Im Bereich «Smart Buildings» (wie Apples Homekit oder die Übernahme von Nest durch Google) wird die Branche momentan durch Internet-of-Things-Produkte mit verbundenen Cloud-Diensten massiv stimuliert. Durch die Vernetzung mit der Cloud sollen die eigenen Produkte verbessert oder gar völlig neue Services angeboten werden. Für KMUs ist ein eigener Cloud-Dienst aber eine grosse Herausforderung. Neben neuen Businessmodellen brauchen sie auch einen sicheren 7x24-Betrieb mit weltweiter Verfügbarkeit. Der volle Kundennutzen entsteht meist erst durch die Verbindung der eigenen Cloud-Dienste mit denen anderer Hersteller. Die Cloud-Anbindung erhöht zudem die Sicherheit und Qualität der Produkte, ermöglicht Updates und erschwert Kopien.

Platform-as-a-Service für KMUs optimal

Von den vielen Cloud-Technologien ist vor allem PaaS für KMUs sehr interessant: PaaS erlaubt es, eigene cloudbasierte Anwendungen auf einer skalierbaren Infrastruktur auszuführen, ohne sich um deren Wartung und Betrieb selbst kümmern zu müssen. Kosten fallen nur für die benötigten Ressourcen wie Rechenleistung, Festplattenplatz und Bandbreite an. Alternativ bietet sich der Betrieb eines PaaS-Softwarestacks als Private Cloud auf der eigenen Rechnerinfrastruktur an. Diese Variante ist aber technisch anspruchsvoll und für KMUs nicht das Mittel der Wahl; ein Public-PaaS eines professionellen Anbieters ist attraktiver.

Bei der Auswahl des PaaS sind verschiedene Punkte zu beachten. Einerseits sollte man möglichst ohne Vendor-Lock-in später den Anbieter wechseln können. Dann sollten die Administration und Konguration des PaaS möglichst einfach und gut funktionieren. Eine grasche Oberfläche im Browser ist einfacher zu bedienen und liefert die bessere Übersicht als eine textbasierte. Zum Beispiel der Softwarestack von Jelastic: Der Anwender erhält einen kompakten Überblick und kann alle Kongurationsdateien direkt bearbeiten oder hochladen. Mit wenig Einarbeitung und Fachwissen erreicht man schnell eine gute Produktivität. Andere Systeme, beispielsweise dasjenige von Amazon, sind deutlich unübersichtlicher. Die meisten PaaS-Systeme bieten eine grosse Wahl von Programmiersprachen an. Der Teufel liegt aber oft im Detail: so unterstützen beispielsweise nicht alle Plattformen die Version 8 von Java.

Geht die eigene Anwendung online, will man hohe Skalierbarkeit und gute Performanz. Die Cloud verteilt die Anwendung auf zusätzliche Rechnerknoten und erlaubt theoretisch unbegrenzte Skalierbarkeit. In der Praxis ist jedoch eine gute Architektur der eigenen Software und Datenbankanbindung essenziell. Fehler in der Entwicklungsphase erzeugen Flaschenhälse und zerstören die Leistung. Ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung ist das kontinuierliche Testen des Lastverhaltens der Anwendung in der Cloud. Der Einsatz von modernen Lasttest-Frameworks wie Locust.io ist unerlässlich.

Wo bleibt die Schweizer Qualitäts-Cloud?

Weltweite PaaS-Infrastrukturen werden aktuell von Amazon, Google oder Microsoft angeboten. Will man auf Schweizer Qualität und Sicherheit setzen, sieht die Situation leider nicht so gut aus – nur wenige Schweizer Startups bieten eine in der Schweiz gehostete PaaS-Infrastruktur an. Dabei könnte die Schweiz gerade hier mit hohen Sicherheits- und Datenschutz-Standards international brillieren. Bleibt zu hoen, dass auch die grossen Player bald folgen werden. Schweizer Spitzentechnologie aus der Schweizer Cloud wäre ein attraktives Zukunftsszenario für unseren Standort.

Gert Brettlecker, Teamleiter und Technologieverantwortlicher Enterprise Solutions, Ergon Informatik AG